Was ist Armagnac?

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I. Geschichte

Armagnac zählt, ohne Zweifel, zu einem der ältesten Branntweinen der Welt.

Manche behaupten sogar, es handelt sich um die älteste Spirituose überhaupt. 

Fest steht, Armagnac ist deutlich älter als sein großer Bruder Cognac. 


Aygue Ardente (lateinisch für "brennendes Wasser") findet das erste Mal Erwähnung im Jahr 1310. Es war Bestandteil eines Buches von Vital Dufour, in welchem Ratschläge gegeben wurde, wie man gesund und fit bleibt. 

Damit man überhaupt Wein destillieren konnte, brauchte man zunächst einmal zwei Zutaten: Wein und Brennblasen. 


Die ersten Überlieferungen des Weinanbaus, durch die Römer in Südfrankreich, finden sich bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. wieder. 

Die Destillation kam durch die Mauren, damals in Nordafrika lebende Nomaden, im 12. Jahrhundert nach Frankreich. 

Wie kam Armagnac zu seinem Namen?

Es gab um das 7. Jahrhundert herum einen Ritter mit dem Namen Herrman.

Ihm wurden damals besondere Dienste zugeschrieben und so schenkte man ihm ein eigenes Königreich. Der Name Hermann wurde irgendwann ins Lateinische übersetzt und so entstand Arminius. 

Irgendwann wurde aber eine neue, sich örtlich durchsetzende Sprache eingeführt und so wurde aus Arminius letztlich dann Armagnac. So kam auch die damals kleine Grafschaft in der Gascogne irgendwann im 10. Jahrhundert zu dem Namen. 

Springen wir etwas weiter nach vorne in das 15. Jahrhundert. 

Es gibt sehr viele Hinweise darauf, dass die Zeit zwischen 1411 und 1441 zu einer großen Kommerzialisierung des Armagnacs geführt hat. 

Armagnac wurde auf Märkten verkauft und galt als Unsterblichkeitswasser mit komplexen Aromen und verschiedenen Geschmacksrichtungen. 

Es finden sich Überlieferungen eines Armagnac-Marktes u.a. aus Mont-de-Marsan im 17. Jahrhundert.  

Zu diesem Zeitpunkt nutzte man übrigens überwiegend die Traubensorte Piquepoult, heute besser bekannt als Folle Blanche. 


Die Holländer hatten damals ein sehr großes Interesse an den französischen Weinen und so fuhren sie damals durch Bordeaux den Fluss Charente weiter süd-ostwärts in die Richtung des heutigen Departements Gers. 

Hier wurde man ebenfalls fündig und fand großen Gefallen an auch diesen Weinen. Nun musste man aber auch diese Weine auf dem Charente in Richtung Atlantik über Boote transportieren.

Es war damals allerdings aus Konkurrenzgründen verboten Weine, welche nicht aus Bordeaux stammten, über den Charente zu transportieren. 

Aus diesem Grund entschied man sich dazu den Wein vor Ort zu destillieren, denn es war nicht verboten Spirituosen über den Flussweg zu transportieren.

Man destillierte also die Weine direkt vor Ort in der Gascogne und füllte diese nun in Fässern ab. Dies erleichterte den Transport und umging somit das Transportverbot. 

Um 1730 herum, wurde das eau de vie (Lebenswasser) zu einem wahren Verkaufsschlager. Allerdings gab es auch hier gute und nicht so gute Jahre, weswegen man den Wein gezwungenermaßen länger in den Fässern lagern musste. Und so wurde, sozusagen ungewollt, ein wahrer Schatz geboren.
Durch die längere Lagerzeit im Fass, entwickelte sich das ursprünglich helle eau de vie zu einem Spirit, welcher die Farbe veränderte und mehr und mehr unterschiedlichste Aromen entwickelt hat. Der, wie wir ihn heute kennen, Armagnac.

Einen regelrechten Boom ausgelöst hat der damalige Unabhängigkeitskrieg in den USA im 18. Jahrhundert. Man begann dann im 19. Jahrhundert mit dem Bau von größeren Weinkellern und versuchte die Spirituose Armagnac immer bekannter und besser zu machen. 

Man unternahm sehr viel um sicherstellen zu können, dass man konstant ein qualitativ hochwertiges Produkt anbieten konnte. 

Dazu zählten neben der Überwachung des Reifeprozesses auch das Vermischen verschiedener Armagnacs. 

Wie auch beim Cognac kam es im Jahr 1870 zum großen Reblausplage. 

Von den 100.000 ha an Rebflächen, blieb nur 25.000 ha übrig. Neben der importierten Traubensorte Ugni Blanc aus den USA, nutze man noch weitere Traubensorten wie z.B. auch die Baco Traube. 

Im Jahr 1920 entschied man sich dazu das Armagnacgebiet in drei verschieden Gebiete zu unterteilen:

  • Bas-Armagnac
  • Ténarèze und 
  • Haut-Armagnac


Nach dem zweiten Weltkrieg wuchs die Nachfrage nach Armagnac sehr stark an und man begann den Armagnac in Glasflaschen abzufüllen. 

Produzierte man 1980 noch ca. 35.000 hl waren es nur 10 Jahre später bereits 60.000 hl. 

Urpsrüngliche Brennblase

Fasstransport per Boot

Reblausplage

Frankreichkarte mit der Armagnacregion

II. Armagnac heute

Die Gascogne erstreckt sich im Südwesten Frankreichs vom Atlantik bis zu den Pyrenäen. Aufgrund des mediterranen Klimas eignet sich die Gegend hervorragend für den Weinanbau. erstr


Wie eben kurz erwähnt ist die Armagnacregion auch heute noch in 3 Gebiete aufgeteilt:
 

Das Bas-Armagnac, ist eine eher flache Gegend. Der Boden hier ist ein karger und lehmiger Sandboden. Die eau de vie aus dieser Gegend sind eher leicht fruchtig vom Geschmack her. Hier befinden sich ca. 3.480 ha Rebflächen für Armagnac.  Es ist auch zugleich das Größte der drei Anbaugebiete. 

Die Ténarèze ist etwas hügeliger und hat einen etwas kalkhaltigen Boden. Der Armagnac aus dem Ténarèze zeichnet sich durch einen eher kraftvollen und aromatischen Geschmack aus. Hier befinden sich ca. 1.588 ha Rebflächen. 

Im Gebiet der Haut-Armagnac findet sich ebenfalls ein eher lehmigen Boden mit einem kalkhaltigen Untergrund. Diese Armagnacs zeichnen sich  durch einen eher etwas kraftvolleren Antritt aus. Hier befinden sich ca. 68 ha Rebflächen. 

Übrigens gibt es für jedes dieser drei Gebiete seine eigenen Regeln bzw. Vorschriften bzgl. der Armagnac Produktion. 

Der Armagnac unterliegt einer geschützten Herkunftsbezeichnung. 

Es gibt hier das BNIA (Bureau National Interprofessionel de l’Armagnac), welche die Herkunftsbezeichnung schützt und dafür sorgt, dass die Richtlinien zur Herstellung von Armagnac eingehalten werden. 

Diese Richtlinien unterliegen dem AOC (geschützte Herkunftsbezeichnung) und beinhalten u.a. folgende Punkte: 

  • Anbaugebiete und Unterregionen 
  • Rebsorten 
  • Bewirtschaftung und Pflege der Weinberge (Pflanzendichte, Abstand der Reben, Beschnitt, usw.) 
  • Weinherstellung und Fermentation 
  • Destillationsmethoden 
  • Reifung 
  • Verwendung von Zusätzen 


Armagnacregion mit den 3 Weinanbaugebieten

III. Die Herstellung von Armagnac

Im geschichtlichen Teil habe wir schonmal kurz über die verschiedenen Traubensorten gesprochen. 

Insgesamt gibt es 10 verschiedene Traubensorten, welche für die Herstellung von Armagnac verwendet werden dürfen. Auf die 4 wichtigsten Traubensorten möchte ich gerne etwas näher eingehen: 

Ugni Blanc 

Die Destillationstraube schlechthin. Erzeugt einen fruchtigen Geschmack. 

 
Baco 

Die Bacon Traube ist die einzige Hybridtraube welche verwendet werden darf. Hierunter versteht man also eine Kreuzung aus der Folle Blanche und der Traubensorte Noah. Die Baco ist eine sehr robuste, geschmeidige Traube und schmeckt eher nach reifen Früchten. 

 

Folle Blanche 

Sicherlich die bekannteste Rebsorte. Aufgrund der Schwierigkeit im Anbau wird sie heutzutage eher selten verwendet. Geschmacklich erzeugt diese Traube einen  blumigen Geschmack. Mit Noten von Apfel, Pfirsich und gepaart mit viel Eleganz eignet sich diese Traube vor allen Dingen bei jungen Armagnacs. 

 

Colombard 

Hier haben wir eine etwas seltenere verwendete Traubensorte. Vom Aroma her ist die Colombardtraube exotisch fruchtig (Nektarinen) und zugleich würzig. 

Nach der Traubenernte findet der Fermentationsprozess statt.

Hierbei darf der Alkoholgehalt nicht über 12 % liegen. 

Nachdem man nun einen fertigen Wein erhalten hat, beginnt der Destillationsprozess. 

Hierbei gilt es unbedingt zu beachten, dass der Destillationsprozess bis zum 31. März des Folgejahres nach der Ernte abgeschlossen ist. 

Destilliert wird der Wein überwiegend bei den jeweiligen Produzenten selbst. 

Für die Destillation darf man zwei unterschiedliche Brennverfahren anwenden.

1.    Die kontinuierliche Destillation mit einer sogenannten Alambic Armagnacais (Column Still)

2.    Die diskontinuierliche Destillation mit einer Pot Still.

Auf die Pot Still möchte ich nicht näher eingehen, da diese bei nur wenigen Produzenten (3%) angewandt wird. 

Die überwiegend eingesetzte Alambic Still besitzen die meisten Produzenten selbst. Es gibt aber auch sogenannte Bouilleurs Ambulants, also mobile Destillateure, welche mit ihrer Alambic verschiedene Produzenten abfahren und für diese direkt vor Ort brennen. 

Die Alambic Still wurde im Jahr 1818 hergestellt und über die Jahre hinweg modifiziert und verbessert. Die Brennblase an sich verleiht dem Armagnac einen besonderen Stil.  

Wer mehr über den Ablauf des Destillationsprozess erfahren möchten, verweise ich auf dieses Video

Beim Armagnac gibt es nur einen Brennvorgang und der entstandene Spirit hat einen Alkoholanteil zwischen 52 – 72 %. Bereits jetzt hat das eau de vie (Lebenswasser) einen sehr fruchtigen und floralen Charakter.

 

Folle Blanche

Ugni Blanc

Baco

Colombard

Druckluftpresse

Fermentationsprozess

Weinbehälter

Alambic Armagnacais

Alambic Armagnacais

Anfeuern der Alambic

Mobile Brennblase

Alte mobile Brennblase

Eau de Vie (Lebenswasser)

IV. Fassreifung

Bei Armagnac gibt es die Besonderheit, dass man auch den hergestellten Spirit für 3 Monate in Stahltanks lagern und dann abfüllen kann. Man spricht hier dann allerdings nicht von Armagnac, sondern von Blanche (weißer) Armagnac. Dieser kommt also nie Berührung mit einem Holzfass. Blanche Armagnac kann gekühlt getrunken oder beim vermischen in Cocktails verwendet werden. 

Der überwiegende Teil des Destillats wird sich aber in Eichenfässern wiederfinden. Man verwendet Eichenholz aus den Wäldern der Gascogne (65 %) oder dem Limousin (35%). Die verwendeten Eichen haben ein Alter zwischen 100-150 Jahren. Aus einer Eiche kann man ca. 2 Fässer herstellen. 

Die Fässer haben ein Fassungsvolumen von 400 Litern. 

Sie werden in Kellern gelagert, welche entweder trocken oder sehr feucht sein können. Auch dies ergibt nochmals einen eigenen Geschmack für den Armagnac. Durch die Fassreifung erhält der Armagnac nun seine unterschiedlichen Aromen, welche aufgrund der Oxidation des Armagnacs in Verbindung mit dem Holz zustande kommen. 

Der Menge des sich im Fass befindlichen Armagnacs reduziert sich hierbei um ca. 0,5 % pro Jahr. 

Der Alkoholverlust liegt bei 2 – 6 % pro Jahr, was eben sehr stark von der Lagerung abhängt. Größere Temperaturschwankungen begünstigen die Verdunstung. 

Der Reifeprozess im Fass muss nun genauestens vom Kellermeister beobachtet werden. Denn bleibt der Armagnac zu lange im Fass, kann sich dies negativ auswirken in der Form, dass dieser dann zu intensiv die Holzaromen annimmt und einen zu bitteren Geschmack bekommt. 

Jünger gereifte Armagnacs haben einen eher hell-fruchtigen und blumigen Charakter, wohingegen Armagnacs mit einer längeren Reifezeit mehr Trockenfrucht und Nuss Aromen bis hin zu einem Rancio entwickeln.

Der Rancio ähnelt einem erdigen, herbstlichen und pilzigen Geschmack. 


Möchte man seinen fertig gereiften Armagnac nun abfüllen, kann man diesen gleich in Flaschen abfüllen oder alternativ in Glasballons, sogenannten „bonbonnes“ lagern. Der Reifeprozess ist dann abgeschlossen, man hat aber eben dadurch die Möglichkeit, den Armagnac erst Jahrzehnte später in Flaschen abzufüllen. Dies ist auch der Grund, warum man auch heutzutage noch sehr alte Armagnacs erhält. 

Den Armagnac kann man dann zusätzlich mit destilliertem Wasser auf eine gewünschte Trinkstärke verdünnen. 

Anders als bei anderen Spirituosen sind bei Armagnac diverse Zusätze erlaubt: 

  • Zucker zur Süßung 
  • Zuckerkulör zur Fäbrung 
  • Boisé (hierbei werden Eichenspähne im Armagnac zur Intensivierung der Holzaromen verwendet)


Insgesamt dürfen die verwendeten Zusätze maximal 4 % des Armagnacs ausmachen. 

Es ist schwierig zu sagen, wie viele Produzenten Zusätze verwenden, da es sich hierbei um keine Pflichtangabe (z.B. auf dem Etikett) handelt. 

Sollten Zusätze enthalten sein, sind diese bei vielen Shops, wie z.B. armagnac.de, angegeben. 

 

Eichenfass (Herstellung)

Fasslagerung (Domaine de Danis)

Fasslagerung (Domaine Séailles)

Bonbonnes (Glasballons)

V. Zahlen und Fakten

  • Im Jahr 2020 wurden weltweit 2,8 mio. Flaschen Armagnac verkauft


  • Ungefähr 45 % des hergestellten Armagnacs bleibt in Frankreich, 55 % wird exportiert


  • Am meisten verkauft wird nach Russland, Großbritannien, USA und China


  • Deutschland liegt mit einem Anteil von 5,6 % auf Rang 5


  • Teuerster Armagnac ist der Manoir de Beraut Comte de Goyon 1865 für ca. 9.000 US$.